Wer jetzt ein Ersatzteil für sein Auto oder sein Fahrrad benötigt, der muss oft lange Wartezeiten, deren Ende nicht voraussehbar erscheint, in Kauf nehmen oder ist auf Ersatzlösungen angewiesen, die oft gravierende Nachteile aufweisen. Hinzu kommen politische Entwicklungen, sowie die Aussicht auf wieder steigende Zinsen aufgrund schon jetzt deutlich gestiegener Inflationsraten. Dies alles, inklusive der wieder steigenden Pandemie-Zahlen, lässt die globalen Aktienmärkte noch kalt. Das könnte so bleiben, muss aber nicht.
In den letzten Jahren hat sich bei den Anlegern eine fundamentale Änderung ihrer Einstellung zum Aktienmarkt ergeben. Das ist angesichts der anhaltenden Niedrigzinszeiten nachvollziehbar und erscheint vernünftig. Hinzu kommt der große Erfolg in breiten Anlegerschichten für risikoreiche Graumarktbeteiligungen wie z.B. Crowd-Investments oder Genossenschaftsbeteiligungen.
Viele Anleger nehmen keine Beratungsdienstleistungen von Finanzberatern in Anspruch, sondern helfen sich selbst über das Internet. Das muss nicht immer falsch sein, führte aber in den letzten beiden Jahren zu einem massiven Angriff der internationalen Finanzbetrugsszene auf die deutschen Anleger. Hunderte von solchen Betrugsanbietern gehen derzeit mit großem Erfolg deutsche Anleger an. Sie stellen hohe Gewinne bei geringen Risiken in Aussicht, nehmen aber nur das Geld der Anleger, um damit auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Meist bieten sie sog. Trading an, das aber dann nie stattfindet oder allenfalls auf gefälschten Bankbelegen.
Insgesamt sind die Risiken der deutschen Anleger in den letzten Jahren deutlich gestiegen, was natürlich eine stärkere Anfälligkeit bei Finanzkrisen zur Folge hat.
Berater, deren Kunden sich mit einem Teil ihres Geldes per Internet hohe Risiken eingekauft haben, haften dafür natürlich nicht. Im wahrscheinlichen Verlustfall allerdings besteht die große Gefahr, dass die betroffenen Anleger nicht mehr anlegen können oder wollen. In solchen Fällen leidet dann auch das Kunden-Beraterverhältnis meist deutlich.
In der Krise verschiebt sich der Blick auf die jeweiligen Anlagen deutlich. Anstelle der tatsächlichen oder vermeintlichen Rentabilität steht dann die Fungibilität im Vordergrund, also die Frage, ob, wie schnell und zu welchen Bedingungen eine Anlage wieder zu Liquidität gemacht werden kann. Sein Geld dann wieder schnell zurückzubekommen ist, trotz gegenteiliger Beteuerungen vieler Vermittler, bei allen Beteiligungsanlagen ausgeschlossen oder nur mit meist jahrelanger Verzögerung und dann oft nur mit hohen Einbußen möglich. Aktienanlagen oder Investmentfonds sind börsentäglich realisierbar. Ausgenommen sind allerdings oft Aktien kleiner Unternehmen, die in der Krise dann plötzlich "keinen Markt mehr haben" können. Bei den sog. ETFs entsteht in der Krise eine Sondersituation. Weil krisenbedingt die sog. Branchentransformation, also der Wechsel von einer Branche in eine Aussichtsreichere, in den Indizes oft nur mit Verzögerung umgesetzt werden kann. Allerdings lässt sich derzeit noch nicht beweisen, dass dieser Effekt auch tatsächlich eintrifft, denn ETFs gibt es in einer für breitere Anlegerschichten geeigneten Form noch nicht lange genug.
Deutlich erschwert ist oft die Verfügungsmöglichkeit bei einer der beliebtesten Altersvorsorgeanlagen der letzten Jahre, den sog. Fondspolicen. Da gilt es den Vertrag daraufhin zu prüfen, ob, wie schnell und auf welchem Weg ein Verkauf oder eine Umschichtung der Fonds möglich ist.
Die Immobilie ist als Krisenanlage bekannt. Dies gilt jedoch nicht immer. Neben "Lage, Lage, Lage" ist auf die Finanzierung zu achten. "Enge" Finanzierungen können im Krisenfall ernste Probleme auslösen, wenn zum Beispiel das Gesamteinkommen des Immobilienbesitzers oder -investors rückläufig ist. Vorsorge treffen ist möglich, indem zum Beispiel mithilfe eines Fachmanns die Finanzierung auf Krisenfestigkeit geprüft wird.
Bei Graumarktanlagen aller Art, Edelmetallanlagen, sowie allen Anlagen, die im Internet angeboten werden, sollte zur Risikovorsorge ein vertrauenswürdiger Finanzberater die Krisenfestigkeit prüfen.
Der Grad der Vorsorge ist abhängig vom Anlageziel. Bei Altersvorsorge empfiehlt sich eine ernsthafte Analyse. Wenn es um Spielgeld geht, eher nicht. Das Problem besteht jedoch darin, dass betrügerische Anlageangebote meist nicht nur als sicher und hochrentabel, sondern auch als jederzeit und ohne Verlust realisierbar angeboten werden. Dass dies dann nicht zutrifft, erfährt der betroffene Anleger meist viel zu spät.
Auch wenn das Internet mit seinen vielfältigen Finanzangeboten für viele Anleger "befreiend" wirkt, es ist eben auch brandgefährlich, sich alleine auf die großen Sprüche der Anbieter zu verlassen. Es ist nicht so, dass sich mit dem Internet der Wissensstand der Anleger zu Finanzthemen wirklich erhöht hat. Die im Netz gebotene Vielfalt suggeriert dies allerdings. Das Internet ersetzt eine fachmännische Finanzberatung nicht. Zur Krisenvorsorge gehört deshalb ein Beratungsgespräch mit einem Finanzberater, auch und besonders über die im Internet erworbenen Anlagen.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Helmut Kapferer.
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